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Anfang des Jahres: Armenische Neonazis vor dem monumentalen Gargin Nzhdeh-Denkmal in Jerewan.
Auf dem Chachkar-Platz in Jerewan befindet sich ein monumentales Denkmal, das Gargin Nzhdeh darstellt. Dieser wird in Armenien als Volksheld verehrt, der sich bei der Verteidigung der Republik Bergarmenien, einem unabhängigen armenischen Staat, der nach dem Ersten Weltkrieg entstand, verdient gemacht hatte und auch führend bei der Gründung der Ersten Republik Armenien im Jahr 1918 war. Doch er war nicht nur ein Kämpfer für ein unabhängiges Land gegen das Osmanische Reich und Stalins Einverleibung Armeniens in die Sowjetrepublik zur einer Teilrepublik unter kommunistischer Herrschaft. Gargin Nzhdeh war ein Nationalsozialist und Faschist, der mit Hitlerdeutschland kollaborierte.
Weil Stalin ihn verfolgen ließ, flüchtete Gargin Nzhdeh 1921 über Iran nach Bulgarien, dann nach Rumänien und schließlich in die USA. Dort gründete er 1930 die armenische Jugendorganisation „Zegakron“, die von nationalistischem Gedankengut durchtränkt war. Während des 2. Weltkrieges reiste er nach Berlin in der Hoffnung auf Unterstützung der Nationalsozialisten für den armenischen Befreiungskampf gegen Stalins Sowjetmacht. In der Wehrmacht war 1942 eine „Armenische Legion“ als besondere Einheit mit 33.000 Soldaten aufgestellt worden, die von dem armenischen General Drastamat Kanajan innerhalb der „Turkmenischen Division“ befehligt wurden. Mehrfach rief auch Gargin Nzhdeh zum bewaffneten Kampf gegen die Sowjetunion: „Wer für Deutschland stirbt, stirbt auch für Armenien!“
Während des Krieges ging Nzhdeh auf die von den Nazis besetzte Krim und dann in den Nordkaukasus, flüchtete aber nach dem Rückzug der deutschen Armee nach Bulgarien. Dort wurde er nach dem Sieg der Roten Armee gefangen genommen und als Nazikollaborateur und Kriegsverbrecher verurteilt. 1955 starb der armenische Faschist in der sowjetischen Haft.
Seine Anhänger gelang es 1983 Nzhdehs sterbliche Überreste heimlich in die damalige Armenische Sozialistische Sowjetrepublik zu überführen, wo sie 1987 im abgelegenen Kloster Spitakawor der Armenisch-Apostolischen Kirche beigesetzt wurden. 2005 wurde er erneut exhumiert und so, wie er es sich zu Lebzeiten gewünscht hatte, am Berg Khustup in der Provinz Syunik begraben. Nach dem Zerfall des Sowjetimperiums wurde Nzhdeh 1992 vom Obersten Gerichtshof der neuen unabhängigen Republik Armenien rehabilitiert. Ein Dorf wurde nach ihm benannt, auch eine U-Bahn-Station in der Hauptstadt Jerewan und ein öffentlicher Platz. Als 2016 das Denkmal mit einer großen Zeremonie eingeweiht wurde, zu der auch der damalige Staatspräsident und weitere Würdenträger kamen, schüttelte die freiheitliche Welt den Kopf über diese Wiederbelebung und Verherrlichung des Nationalsozialismus.
Bis heute ist Gargin Nzhdeh ein Vorbild für armenische Nationalisten. Anfang 2024 marschierte eine Gruppe junger Neonazis mit Fahnen, die erkennbar an Symbole der NS-Zeit angelegt sind, lautstark den nationalistischen Slogan: „Eine Nation, ein Staat, ein Wille“ durch Jerewan. Es sind Mitglieder von „Hosank“, einer wachsenden militanten Bewegung, deren Ziel es ist, in Armenien die Macht zu ergreifen, und einen rassisch-religiösen Staat auf Grundlage arischer Ideen zu schaffen. Auf ihrer Website erklären sie: „Das ist der einzige Weg zu einer blühenden Wirtschaft, einer wohlhabenden Gesellschaft und einer siegreichen Armee“. In verschiedenen sozialen Medien wird ein Video verbreitet, das ganz in Schwarz gekleidete Honsak-Mitglieder zeigt, die unbehelligt von der zuschauenden Polizei „Sieg Heil“ auf armenisch brüllend, bis zum Chachkar-Platz marschieren und dann Kränze am Denkmal zur Erinnerung an Gargin Nzhdeh anlässlich seines Geburtstages nieder legen. „Wir werden in die armenische Politik kommen, wir werden über unsere Feinde lachen, wir werden diejenigen vernichten, die uns hassen", kündigte der Anführer Hayk Nazaryan auf der Kundgebung an, ein in Kalifornien geborener 34-jähriger Auslands-Armenier, der 2016 wieder zurück in seine Heimat kam und seitdem in Armenien lebt. Seine mit NS-Phrasen vollgestopfte nationalistische und faschistische Ideologie glorifiziert nicht nur Nazifreund Gargin Nzhdeh, sondern ist auch mit Judenhass durchdrungen. Auf der Website der Bewegung werden zum Beispiel unter anderem viele antijüdische Karikaturen gezeigt.
Armenien ist das Land unter den postsowjetischen neuen Staaten, das am stärksten von Antisemitismus durchdrungen ist, der sich dort erneut auf dem Vormarsch befindet. Nach einer Untersuchung der Anti-Defamation League (ADL) teilen 58 Prozent der Bevölkerung antijüdische Einstellungen. In Armenien wurden bereits dreimal hintereinander Anschläge auf die einzige Synagoge des Landes verübt und die Organisation ASALA, der diese Attentate zugeschrieben wird, drohte mit Anschlägen auf Rabbiner sowie andere Juden und Jüdinnen und ganz besonders auf Israelis.
Kurz nach dem überfall und Massaker der Hamas auf israelische Bürger stellte Politikwissenschaftler Vladimir Poghosyan, der auch ein ehemaliger Berater der armenischen Streitkräfte war, ein Video ins Netz, in dem er seine Freude über die Verbrechen der Hamas Ausdruck gab. Bereitwillig erklärte er, „ich werde der Hamas und Hisbollah bei der Tötung von Juden helfen“. Gegenwärtig gilt Poghosyan in Armenien als Experte für die nationale Sicherheit. Juden hätten kein Recht zu existieren, erklärte er: „Ihr Schakale müsst ausgerottet werden!“ In dem Maße, wie der Antisemitismus zunimmt, wird auch die armenisch-iranische Verbindung immer mehr zu einem strategischen Thema. Bei seinem Besuch Anfang dieses Jahres bekräftigte Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian in Jerewan die Unterstützung Teherans für die territoriale Integrität Armeniens und versprach den bilateralen Handel 2024 auf eine Milliarde USD zu erhöhen. Armenien ist ein Transitland vor allem für iranische Drohnen und Raketen nach Russland und andere Staaten und hilft damit die Sanktionen der EU, USA und Großbritannien im großen Maßstab zu überwinden.
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