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Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, Wien, www.jmw.at, Judentum, Wien

15.02.2017

Ein echter Skandal!

offener Brief an die Frankfurter Schirn und alle anderen deutschen Museen und Kulturinstitute

Kunstzeitung Lindinger + Schmid Deutscher Übereifer

Museen und Kulturinstitute verbreiten Forderung nach Ende der Erinnerungskultur

Über 199 Museen und Kulturinstitute verbreiten in Deutschland die Forderung die bisherige „Erinnerungskultur“ zu beenden. Das steht in der „Kunstzeitung“ – Gesamtauflage 200.000 Exemplare – die von den Kulturinstituten kostenlos verteilt wird und die sich zudem von deren Werbung finanziert. Aufgefallen ist mir dies in der Frankfurter renommierten Kunsthalle „Schirn“ während einer Vernissage. An der Garderobe lagen rund 300 Exemplare der „Kunstzeitung“ zum Mitnehmen aus. Viele Besucher griffen zu. „Wir sind Weltmeister im Basteln an der eigenen (Schuld-)Vergangenheit“, liest man dort in der ganzseitigen Titelgeschichte. „Es scheint so zu sein, dass diese Nation mittlerweile nichts mehr unversucht lässt, in jedem Bundesland, in jeder Stadt, auch in jedem Kleingartenverein zu ermitteln, wo es noch eine Opfergruppe geben könnte, derer zu gedenken wäre.“ Auch wird dort der angeblich „deutsche Übereifer“ angegriffen, „der sich in einer inflationär wirkenden Zunahme einer Erinnerungskultur äußert, die teils groteske Züge annimmt“. An anderer Stelle heißt es: „Sie sind unter anderem Ausdruck eines deutschen Traumas, sich für Unrecht vorausgegangener Generationen entschuldigen zu müssen, die dunkle deutsche Vergangenheit politisch korrekt aufpolieren zu wollen. Nicht selten Krampf im Denken und Handeln, oftmals auch dort fragwürdig, wo es um den Umgang mit neuer, in der Jetztzeit verankerter Planung geht.“

 

Als „völlig überdreht“ wird die gegenwärtige Erinnerungskultur dargestellt und die finanzielle Förderung des Bundes für die Synagogen in Lübeck und Augsburg zu unnötigen Ausgaben erklärt wie auch jene „fünf Millionen aus dem 1,6 Milliarden-Zuwendungsbeutel der Staatsministerin für das Bundesarchiv, um die NS-Vergangenheit deutscher Ministerien und Behörden aufzuarbeiten“.

 

Dass deutsche Kulturinstitute solche Forderungen nach Geschichtsrevisionismus und Nivellieren der Verbrechen des Holocausts verbreiten, ist ein Skandal! Was da in der „Kunstzeitung“ steht, geht an die Grundwurzeln des Selbstverständnisses der Bundesrepublik Deutschland, die immer wieder betont, die Verantwortung aus den dunklen Kapiteln der deutschen Vergangenheit zu übernehmen und aus den Lehren der Geschichte zu lernen, um ein anderes, besseres Deutschland aufzubauen.

 

Die Frankfurter „Schirn“ ist nur eine von vielen Kulturinstituten, die allzu sorglos solche revanchistische Ideen verbreitet, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Ich plädiere an alle Museumsdirektoren und Mitarbeiter deutscher Kulturinstitute: Lest, was ihr kostenlos verteilt. Denn ihr seid dafür verantwortlich, was in Euren Häusern geschieht. Gerade Museen sollten sich nicht für ein Ende der Erinnerungskultur einsetzen und solche Gedanken auch nicht verbreiten. 

Alexis Canem

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