Anzeige
25.04.2018
Über 100 Millionen Klicks auf YouTube und anderen Multimedia Plattformen. Die Rapper Kollegah und Farid Bang schweben seit Jahren auf einer Erfolgswelle. Dass sie immer wieder mit antisemitischen Provokationen auffallen, hat beim Ansehen ihrer Fans keinen Schaden verursacht.
Die Musikindustrie sah nur die Verkaufszahlen des jüngsten Albums „Jung Brutal Gutaussehend 3“, und sonst nichts. Also zeichnete man die Rapper mit dem „Echo-Preis“ aus. Dass darin schon wieder Textzeilen vorkommen, die das Andenken von Shoaopfern verunglimpfen, war für die Manager kein Hinderungsgrund, ebenso wenig wie der sie bereits im Vorfeld erreichte Protest des Internationalen Auschwitz-Komitees, die Preisverleihung sei „für alle Überlebenden des Holocaust ein Schlag ins Gesicht und ein für Deutschland beschämender Vorgang“.
Offener Antisemitismus in der Rapszene ist seit Jahren auf dem Vormarsch. Er scheint inzwischen endgültig im Mainstream angekommen zu sein. Campinos Aufschrei beim „Echo“ war dringend notwendig. Noch während der Preisverleihung kritisierte der Bandleader der Toten Hosen die Auszeichnung und setzte damit eine bis heute anhaltende Debatte über Meinungsfreiheit in der Kunst und die Frage nach einer moralischen Schmerzgrenze in Gang. Vom Publikum gab es dafür Standing Ovations. Es war der Beginn einer umfangreichen Protestaktion. Als einer der ersten gab Peter Maffay, der die Veranstaltung vorzeitig verließ, aus Protest seine Echo-Auszeichnung zurück und fordert die Verantwortlichen auf, sie sollen „ihren Hut nehmen“ und „glaubhafte Personen, die für die Zukunft die nötige Transparenz garantieren“, ran lassen. „Rassismus und Gewaltverherrlichung haben in unserem Staat, gerade vor dem Hintergrund unserer Geschichte, nichts verloren, genauso wenig und erst recht nicht in der Kunst. Diejenigen, die das missachten verdienen Null Toleranz. Die Künstler nicht und auch die nicht, die mit ihnen und damit mit ihren Inhalten ordentlich Geld verdienen. Verantwortungslosigkeit, Geschmacklosigkeit und Gier müssen entlarvt werden“, betont Peter Maffay.
Gegen die Bagatellisierung menschenverachtender Texte als „künstlerische Ausdrucksformen“ des Battle-Raps sprachen sich auch Mario Müller-Westernhagen, Helene Fischer, Christian Thielemann sowie die Dirigenten Enoch zu Guttenberg und Daniel Barenboim aus, die, wie viele andere Musiker aus Pop und Klassik, ebenfalls ihren Echo zurückgaben. „Mit jeder Freiheit kommt auch eine Verantwortung“, erklärte Barenboim, „die Verantwortung, andere Menschen in ihrer Würde zu achten und zu respektieren“.
Der verantwortliche Bundesverband der Musikindustrie verkündete nun, den Musikpreis „Echo“ nicht mehr auszutragen. Eine feige Entscheidung. Mutiger wäre es gewesen sich in eine öffentliche Debatte und ernsthafte Auseinandersetzung zu begeben.
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige