Ghettorenten auszahlen

Wer in den Ghettos für die Nazis gearbeitet hat, erwarb einen Rentenanspruch

Mahnmal für die Opfer des Warschauer Ghettos.
Mahnmal für die Opfer des Warschauer Ghettos.

Vor 70 Jahren, im April 1943, erhoben sich im Warschauer Ghetto mutige jüdische Männer und Frauen gegen die deutschen Besatzer. Lieber in einem aussichtslosen Kampf sterben, als in Treblika oder Auschwitz vergast zu werden, war die Devise des Aufstandes. Rund 6.000 Juden wurden während des Kampfes getötet, der bis in den Mai andauerte. Das Ghetto wurde völlig niedergebrannt.

 

Über den Heldenmut der jüdischen Kämpfer wurde viel berichtet. Auch dieses Mal wurden in der polnischen Hauptstadt am Denkmal zur Erinnerung an den Aufstand im Warschauer Ghetto zigfach Blumen niedergelegt – jenem Platz, vor dem einst Willy Brandt in tiefer Demut kniend, die Schuld Deutschlands anerkennend, um Vergebung warb.

 

Nur wenige überlebten die grausame Ghettoisierung der Nazis. Tod, Hunger und Krankheiten beherrschten den Alltag der Bewohner. Tausende wurden von dort in die Vernichtungslager abtransportiert, wenn sie nicht schon vorher von den Nazis ermordet wurden. Einige Insassen der Ghettos von Warschau, von Krakau, von Lodz und weiteren anderen retteten ihr Leben, indem sie für die deutsche Besatzungsmacht arbeiteten. So entkamen sie der drohenden Deportation in NS-Vernichtungslager und dem Hungertod.

 

Bis heute haben jedoch immer noch viele dieser Arbeiter keine Rente für diese Zeit vom deutschen Staat erhalten. „Die Nachzahlung der Ghettorente muss endlich von Bundesregierung und Bundestag beschlossen werden“ fordert Volker Beck, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer, anlässlich des Festakts zum 70. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto im Deutschen Bundestag. Es ist an der Zeit, endlich die Ungerechtigkeit zu beseitigen und auch diesen Überlebenden des Naziterrors endlich eine vollständige Rente für die Zeit ihrer Arbeit für die faschistische Besatzungsmacht zu zahlen. Das fordern nicht nur jüdische Organisationen, sondern auch deutsche und EU-Politiker.

 

Es ist ein zynisches Spiel, ja, eine bürokratische Posse, die auf dem Rücken der Überlebenden ausgetragen wird. Diesen Rentenanspruch zu verweigern ist Unrecht und muss Teil der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit sein und zwar rasch, solange die heute zwischen 80 bis 87-Jahre alten Juden und Jüdinnen noch unter uns weilen. Alles andere ist unwürdig und skandalös.

 

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