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Vor den Neuwahlen fand auf der Jahrestagung des Bundes-Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ein Workshop zum Thema „Bildung und Vorurteile, Abbau oder Verfestigung“ statt. Zusammen mit Prof. Dr. Wolfgang Sander von der Uni Gießen und Mitglied der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission beschäftigte sich die Tagung mit der Darstellung Israels in deutschen Schulbüchern und der Darstellung Deutschlands in israelischen Schulbüchern. Es fand eine sorgfältige Diskussion der Empfehlungen der Kommission statt, die für beide Länder erreichen will, dass die Schulbücher im Umgang mit Vorurteilen über das jeweilige andere Land erheblich verbessert werden. Beide Länder haben hierfür eine Verantwortung. Der gegenwärtige Zustand verstärkt leider eher Vorurteile, anstatt sie abzubauen. Das verzerrte Bild in den Schulbüchern droht deshalb, sich negativ auf das besondere Verhältnis zwischen Deutschland und Israel auszuwirken.
„Zusammen mit Prof. Dr. Nina Kölsch-Bunzen von der Hochschule Esslingen haben sich die Teilnehmer intensiv mit den Ergebnissen und Beispielen der aktuellen Studie des Fritz-Bauer-Instituts zur Vermittlung jüdischer Geschichte in deutschen Schulbüchern beschäftigt. Die Geschichte der Juden in Deutschland wird zumeist auf die Verfolgung in der NS-Zeit beschränkt. Für das Mittelalter, die Neuzeit und die Nachkriegszeit werden tradierte Klischees gegen Juden weitergegeben, anstatt sachlich aufzuklären und den Vorurteilen entgegen zu wirken. So werden Juden als die ewigen Wanderer und Verfolgten dargestellt. Die lange wechselseitige emanzipatorische Entwicklung und gegenseitige kulturelle und intellektuelle Befruchtung werden ignoriert.
In der Diskussion über beide Themen wurde natürlich auf das Grundproblem von Schulbüchern hingewiesen, nämlich die Anforderung, komplexe Themen sehr stark im Umfang und damit inhaltlich zu reduzieren. Umso wichtiger ist es, sorgfältig zu formulieren und Vorurteile nicht durch fehlerhafte Verkürzungen und antisemitische Bilder zu stärken.
Als ein weiteres aktuelles Thema wurde in diesem Rahmen auch der Lehrplan der Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) von Prof. Dr. Kölsch-Bunzen analysiert. Sie hält es für bedenklich, dass Juden nur im Zusammenhang mit der NS-Zeit vorkommen. Es fehle eine Unterrichtseinheit über Juden als integralen Teil der deutschen Geschichte und Gesellschaft. Indem der Wiederaufbau der jüdischen Gemeinden nach 1945 völlig fehlt, erhalten Asylbewerber und Flüchtlinge den Eindruck, dass es keine Juden mehr in Deutschland gibt. In der Diskussion wurde das als eine verpasste Chance gesehen. Denn gerade die Geschichte des Wiederaufbaus der jüdischen Gemeinden könnte arabischen Bürgerkriegsflüchtlingen zeigen, dass es keine Erbfeindschaft gibt und jede Gesellschaft die Chance einer menschenwürdigen Zukunft hat.
Nach dem Workshop fanden die Wahlen zum Bundesvorstand des Arbeitskreises statt. Die bisherigen Vorstandsmitglieder Abraham de Wolf (Frankfurt), Vered Zur- Panzer (Bad Vilbel / Frankfurt) und Petra Somberg-Romanski (Dorsten) wurden mit großer Mehrheit wiedergewählt. Neu im Vorstand sind Daniel Dejcman (Bonn) und Renée Röske (Berlin).
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