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Skandal mit Vorankündigung. Seit Anfang des Jahres steht der Antisemitismusvorwurf im Raum. Weshalb konnten die documenta 15-Verantwortlichen mit ihrer unveränderten Haltung durchkommen? Weshalb wurden allem zum Trotz die antisemitischen Kunstwerke dennoch ausgestellt?
Der Antisemitismusvorwurf ist nicht neu. Bereits Anfang des Jahres häuften sich Stimmen, die dem indonesischen Kuratorenteam „Ruangrupa“ eine Nähe zur antiisraelische Boykottbewegung BDS attestierten. Weil eine ausreichende Distanzierung der documenta fifteen-Verantwortlichen ausblieb, begründete Argumente abprallten, wuchs die Kritik und wurde schließlich zum beherrschenden Thema der documenta fifteen. Doch weder die öffentliche Debatte über die geplante Zurschaustellung antisemitischer Kunstwerke, noch die kritische Eröffnungsrede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier führten zum Umdenken. Stoisch beharrten die documenta-Macher auf ihrer Position. Erst als der Antisemitismus in Gestalt einiger stereotyp-behafteter Figuren in dem Kunstwerk „People’s Justice“ sichtbar wurde und sich nicht mehr verleugnen ließ, lenkten die documenta-Verantwortlichen ein.
Auch wird nun die „lückenlose Aufklärung durch die documenta-Geschäftsführung und das Kuratoren-Kollektiv“ eingefordert. Im Mittelpunkt steht die Frage wie es überhaupt zur Aufstellung des antisemitischen Banners kommen konnte sowie eine „Klärung der Verantwortlichkeiten von Documenta-Geschäftsführung, Kuratorinnen und Kuratoren sowie Aufsichtsratsvorsitzenden und weiteren Gremienmitgliedern.“
Den 2018 erfolgten Rückzug der Kulturstiftung des Bundes aus dem Aufsichtsrat der Documenta, so Claudia Roth, war ein „schwerer Fehler“ der alten Koalition. Deshalb soll demnächst eine Beratung mit den weiteren Gesellschaftern, dem Land Hessen und der Stadt Kassel, aus deren Etat ebenfalls Finanzmittel bereits gestellt werden, über „eine grundlegende Strukturreform“, die rechtliche und organisatorische Erneuerungen beinhaltet, stattfinden. Wie Kulturstaatsministerin Roth bekannt gab, haben solche Gespräche mit der hessischen Kunstministerin Angela Dorn bereits begonnen.
Bereits Monate vor der Eröffnung der Documenta warnten Fachleute vor möglicher antisemitischer Propaganda in den Kunstwerken. Im Vorfeld war bekannt, dass die indonesische Kuratorengruppe „Ruangrupa“ mit Anhängern der 2004 Ramallah gegründete Bewegung „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“ sympathisiert, deren Co-Gründer Omar Barghouti deutlich erklärte „Kein Palästinenser wird je einen jüdischen Staat in Palästina akzeptieren.“ Auch andere BDS-Organisatoren haben mehrfach ihr Ziel erklärt, über wirtschaftliche, kulturelle und politische Isolation die Existenz Israels als Staat zu beenden. So unter anderem auch As'ad AbuKhalil der deutlich formulierte: „Das wirkliche Ziel von BDS ist, den Staat Israel niederzuringen.“
Niemand dürfte sich demnach wundern, was für „Kunstwerke“ die Kuratorengruppe „Ruangrupa“ für die documenta auswählte. Das großformatige Wimmelbild des indonesischen Künstlerkollektivs „Taring Pad“ zeigt zum Beispiel zähnefletschende Figuren mit Schläfenlocken, die einen Helm mit SS-Runen tragen. Schwerbewaffnete Männer trampeln über menschliche Schädel, Mossad-Agenten werden mit Schweineattributen dargestellt – alles Stereotypen, die einem Stürmer-Journal entsprungen zu sein scheinen.
Kunst darf anstößig sein, doch offener Antisemitismus hat nichts auf einer in Deutschland gezeigten Ausstellung zu suchen. Dieses indonesische Kunstwerk wurde inzwischen zwar abgenommen, doch bleibt die Frage, weshalb die Verantwortlichen der Documenta erst nach der massiven Kritik handelten. Jetzt erst entdeckt die documenta-Leitung ähnlich propagandistische Arbeiten palästinensischer Künstler, während Arbeiten jüdischer Künstler bewusst von der Schau ausgeschlossen wurden. „Antizionismus ist in der Kunst keine Meinung, sondern diskreditiert Juden, weil sie Juden sind“, erklärte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann. „Das ist nirgendwo hinnehmbar und im Kulturbereich schon gar nicht“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Alexis Canem
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