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links Rosch Haschana – Illustration von Gabriella Rosenthal aus einem Kochbuch.
rechts Buchcover: „Es war einmal in Jerusalem“ Gabriella Rosenthal, Zeichnungen, Verlag Hentrich & Hentrich, 104 Seiten, Preis: 18,00 € [D und A]
„Meine Mutter und ich wohnten im West-Jerusalemer Viertel Romema“ erinnert sich Rabbiner Tovia Ben-Chorin. „Es war das letzte Haus vor der Grenze zum arabischen Dorf Lifta. Im Garten war eine Stellung der Haganah, und natürlich hatten wir Waffen im Haus. Plötzlich kam ein Anruf vom Haganah-Kommando, dass eine britische Patrouille zu unserem Haus unterwegs sei und wir die Waffen verstecken sollten. Meine Mutter zog ihr Nachthemd an. Die Waffen wurden unter der Matratze versteckt und sie legte sich ins Bett. Da kamen die britischen Soldaten ins Zimmer. Im tadellosen Englisch sagte sie ihnen, dass sie krank sei und nicht aufstehen könne. Natürlich dürften sie das Zimmer gründlich untersuchen“. Die Waffen entdeckten sie nicht.
Anekdotenreiche Erinnerungen von Tovia Ben-Chorin, dem ersten liberalen Rabbiner Israels, der auch in der Schweiz und Deutschland amtiert, sowie ihrer Schwiegertochter Adina und von Zvi Bernstein, der von seiner Kindheit in Israel und seine Begeisterung für die von Gabriella Rosenthal „wunderschön verzierten“ Purimrolle schwärmt, geben einen ganz privaten Einblick in das Leben der Künstlerin. Texte der Historiker Dr. Anja Siegemund, Kathrin Schwarz und Stephan Kummer ordnen das Werk von Rosenthal in die historischen Ereignisse ein und lassen das mit 108 Abbildungen auf 104 Seiten katalogartige Buch „Es war einmal in Jerusalem“ aus dem Leipziger Verlag „Hentrich & Hentrich“ zu einer interessanten Lektüre werden, das als Begleitbuch zur einer Ausstellung der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum München entstand.
Gegenwärtig sind die Arbeiten von Gabriella Rosenthal unter dem Titel „Von der Isar nach Jerusalem - Gabriella Rosenthal“ im Jüdischen Museum München zu sehen, die wegen Corona bis zum 14. Februar 2021 verlängert wurde. 1935 heiratete die Münchnerin den ebenfalls aus München stammenden Fritz Rosenthal, der später unter dem Namen Schalom Ben-Chorin als Religionswissenschaftler berühmt wurde. Wenige Tage nach der Hochzeit zogen beide ins britische Mandatsgebiet und ließen sich in Jerusalem nieder, wo 1936 ihr Sohn Tovia Ben-Chorin geboren wurde. Mit feinsinnigem Humor zeichnete Gabriella Rosenthal das multikulturelle Leben in ihrer neuen Heimat, wies aber auch auf die sich zuspitzenden gesellschaftspolitischen Probleme hin. Auf ihren Zeichnungen sind Menschentrauben abgebildet die vor oder hinter einem Zaun aus Stacheldraht stehen, den die Briten zwischen dem arabischen und dem jüdischen Teil Jerusalems nach mehreren arabischen Bombenanschlägen zogen. Erst 1967 wurde Jerusalem wieder zur ungeteilten Stadt. Die überzeugte Zionistin Rosenthal zeichnete und malte viele Ereignisse im Auftrag jüdischer Publikationen, illustrierte ein Kochbuch und arbeitete später als Zeichenlehrerin und Touristenführerin. Von all dem erzählt ihr optimistisches, meist sehr farbenfrohes Werk. 1983 starb sie in Jerusalem.
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