Anzeige
Noch ist Viktor Naimark im deutschsprachigen Kunstmarkt ein Geheimtip. Internationale Museen und Galerien in Frankreich, Russland, Tschechien, in den USA und Israel erkannten bereits das hohe Niveau seiner Werke und erwarben einige seiner Arbeiten. Viktor Naimark ist ein Künstler, der sich ständig weiter entwickelt.
Höre ich den Namen Viktor Naimark, erinnere ich mich sofort an sein Gemälde „Exodus“. Der 1963 in Russland geborene Künstler malte dieses Bild schon bald nach seiner Übersiedlung Anfang der 90er Jahre aus seiner Geburtsstadt St. Petersburg nach Frankfurt am Main. Das Bild, das mehrfach auf Ausstellung zu sehen war und auch oft abgebildet wurde, zeigt einen Mann, der einen Karren zieht. Auf diesem steht eine Stadt, die Heimat, die man innerlich immer mit sich führt. Ein Motiv, das auch in Werken anderer Immigranten auftaucht. Doch Naimarks Arbeit zeigt einen vorwärtsschreitenden Mann, die Stadt auf dem Karren ist in bunten Farben gehalten.
Ein optimistisches Bild. Heute ist Viktor Naimark in seiner neuen Heimat angekommen. Er selber bezeichnet sich als „deutscher Maler, Bildhauer und Architekt russischer Herkunft.“ Ausgebildet wurde er an der bekannten „Repin-Kunstakademie“ sowie der „Russischen Kunstakademie“, die er 1987 mit einem Diplom als Architekt, Maler, Grafiker und Bildhauer abschloss. „Ich beherrsche fast alle Techniken“, erzählt Naimark, dessen Liebe zur Kunst ihm bereits in die Wiege gelegt wurde. Sein Vater war ein bekannter Architekt, seine Großmutter Pianistin und seine Mutter Eveline Merova, die drei Konzentrationslager überlebt hatte, zeichnete ebenfalls. Den Eltern wollte er nacheifern. Im Alter von fünf Jahren begann der kleine Viktor zu malen, später studierte er wie sein Vater Architektur. Mittlerweile leben viele Familienmitglieder als Künstler in Deutschland. Seine Tochter studierte Medienproduktion in Dresden und arbeitet inzwischen in Berlin in der Werbebranche und seine Ehefrau malt ebenfalls. Doch der talentierteste unter ihnen ist zweifellos Viktor Naimark, der sich seit 2008 auch als Vorstandsmitglied des Frankfurter Berufsverbandes Bildender Künstler engagiert.
Viktor Naimark ist jüdisch. Viele seiner Werke erzählen davon in einer ganz besonderen Sicht. Als er zusammen mit Costa Bernstein den Auftrag des Frankfurter Flughafens für die Innengestaltung eines jüdischen Gebetsraumes erhielt, stattete er diesen ganz individuell aus. Schon von Weitem sichtbar ist eine drei Meter hohe Menora aus Ton, die vom Gewicht zwar schwer ist, dennoch sehr leicht und luftig wirkt. Glasierte Keramikröhrchen, die mittels Metallstäben miteinander verbunden sind und abwechselnd mit hellen oder dunklen Streifen überzogen sind, erinnern an die Rinde eines Baumes. Dazwischen sind kleine, in den Farben des Wassers dunkel- sowie türkisblaue und feuervergoldete Kugeln wie Perlen auf einer Schnur eingestreut, die einen luftigen Eindruck erwecken. Damit, erzählt Künstler Naimark, wollte er einen optischen Eindruck zu den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde herstellen. In einer Nische befindet sich unter Glas ein Stein, der extra aus Jerusalem geholt wurde. Ihn ziert eine Inschrift „Misrach“ als Hinweis für die Gebetsrichtung. Elf Stühle stehen in dem Raum, genügend für einen Minjan und in der Schublade des kleinen Tisches liegt ein Siddur. Klug durchdacht ist dieser jüdische Gebetsraum gegenüber dem Abfertigungsschalter der Fluglinie von El Al. Die täglich leuchtende Menora wechselt von Zeit zu Zeit ihre Farbe und ist von Weitem sichtbar. Symbolisch soll sie Licht ins Dunkel und damit Hoffnung für die Menschen bringen.
Arbeiten von Viktor Naimark sind mittlerweile in privaten wie öffentlichen Sammlungen und Museen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Israel, Frankreich, Russland, Tschechien in den USA und Kanada vertreten. Sein künstlerischer Stil hat sich verändert, ist filigraner und vielfältiger geworden. Und verwirrender, rätselhafter. Immer wieder malt er Fische, mal als Träger ganzer Landschaften, als schwimmende Objekte hinter einem gedeckten Tisch Schaut man sich den „gemalten“ Fisch genauer an, entpuppt er sich plötzlich als real und lediglich ausgetrocknet. Was ist Schein, was ist Sein? Den Sinn der Dinge hinter der Oberfläche zu entdecken ist ein Plädoyer des Künstlers in vielen seinen Arbeiten, die tiefgründig und geheimnisvoll zugleich sind. Fragt man ihn, was er damit sagen will, lächelt Viktor Naimark und zuckt seine Achseln. Es ist ein Geheimnis, dass jeder Betrachter selber enträtseln soll. Man muss sich schon eine zeitlang damit beschäftigen,um hinter dem Sichtbaren die verborgene Realität zu entdecken. Aus alten Fotografien, Schnipseln von Fahrkarten und Buchstaben setzt er den „Turm“ zusammen. Ist es der Turm von Babel, der bald einstürzt oder eine Kritik an unserer heutigen Gesellschaft, die alles viel zu schnell wegwirft? Naimarks Arbeiten sind melancholisch, doch nicht traurig. Sehr lyrisch und oft voller Witz und Ironie. Schaut man in einen gläsernen Kubus, sieht man eine Katze, als würde man in einen Spiegel blicken, in dem sie lebt. Je nachdem von welcher Seite man in den Würfel schaut, desto mehr verändert sich das Bild der Katze, immer konfuser wird das Durcheinander. Farbenfroh sind auch seine „Klezmermusiker“, ein Motiv, das der Künstler häufig variiert. Naimark gelingt es mit Farben Musik zu malen, Trompetenspieler oder tanzende Mädchen, die sich dem Rausch dieses einen Moments hingeben und den Betrachter anregen, sich an eigene Erlebnisse zu erinnern und in diese einzutauchen.
Seit einiger Zeit malt Viktor Naimark mit Licht und Farben. Filigrane Objekte aus Pergamentpapier fotografiert er mit verschieden farbigen Lampen, teilweise auch mehrfach. So entstehen interessante und anmutige, oft schwebend erscheinende „Fotobilder“ in die er manchmal auch reale Figuren hinein versetzt, Pferde, Köpfe, Menschen, abstrakte Wesen. Es sind Arbeiten, die intuitiv verstanden werden und auch ein Ausdruck unserer heutigen Zeit sind, die mit den verschiedensten Strahlungen arbeitet, angefangen von moderner Funk- und Lasertechnik bis hin zu Röntgen- und Nuklearstrahlen und radioaktiven Elektrosmog. Viktor Naimark verleiht dem Unsichtbaren unseres Alltags eine künstlerische Form. In Naimarks Werk erhalten sie eine schemenhafte, verschwommene Gestalt. Wer sich mit Naimarks Arbeit befasst ist gezwungen, sich mit dem Sinn dahinter zu beschäftigen. Das ist das Besondere dieses Künstlers und seiner Kunst, deren Wurzeln zweifelsohne in der jüdischen Tradition zu finden sind.
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige