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Das israelische Generalkonsulat, dessen Hauptsitz sich nach wie vor in München befindet, hat sich vergrößert. Seit kurzem gibt es eine Repräsentanz in Frankfurt am Main, dessen Manager Helge Eikelmann zwar weder Israeli noch jüdisch ist, jedoch lange Zeit Leiter der Bundesgeschäftsstelle der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung e.V. war und große Erfahrung im diesem Gebiet nachweisen kann. Wir sprachen mit dem neuen Repräsentanten des Generalkonsulats in Frankfurt.
Herr Eikelmann, weshalb wurde in der Mainmetropole eine neue Repräsentanz eröffnet?
Frankfurt und die Rhein-Main-Region bekommt für israelische Unternehmen und Hochschulen eine wachsende Bedeutung. Wir wollen vor allem deutsche Mittelständler für den israelischen Markt interessieren sowie junge Israelis und Deutsche, die Interesse an Israel haben, zusammenbringen. Meine Aufgabe sehe ich vor allem als persönlicher Ansprechpartner für die verschiedensten Projekte.
Deutsche Großkonzerne wie beispielsweise Siemens oder Bosch haben bereits Entwicklungszentren in Israel eröffnet. Auch die pharmazeutische Firma Merck KGaA setzt in der Sparte Serona bei seiner Suche nach Innovationen, aus denen Produkte der nächsten Generation hervorgehen könnten, zunehmend auf Kooperation mit israelischen Biotech-Unternehmen.
Die Forschungskooperation mit Israel möchten wir in allen Sparten stärken. Zwar gibt es einige israelische Firmen, die in der Region aktiv sind, aber es sind noch zu wenige. Das Netzwerk soll größer werden. So möchten wir zum Beispiel den „Hessen Israel Partnership Accelerator HIPA“ vorantreiben, der deutsche und israelische Studenten und Absolventen bei der Gründung unterstützt und innovative Unternehmen mit israelischem Know-how bekannt macht.
An welche Bereiche denken Sie dabei?
Der Hightechmarkt ist gerade erst angestochen und es gibt eine Menge neuer Interessenten. Die Digitalisierungsgkampagne ist ein großer Bereich und eine unternehmerische Herausforderung.
Beteiligungskapital für junge Technologieunternehmen bis zur Bereitstellung eines Prototypen deren Ziel die Markeinführung ist, hängt häufig mit Couchingsmaßnahmen zusammen. Junge Unternehmer erhalten dann eine notwendig Betreuung und Unterstützung im Management wie in den konkreten wissenschaftlichen Sparten. Das kann am Ende zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und einem deutlichen Wettbewerbsvorteil führen. Die Firma Merck beispielsweise hat mit dem „Merck Serono Israel Bioincubator Program“ die Einrichtung eines Förderfonds für Israel ins Leben gerufen und investiert dafür 10 Millionen Euro in junge Unternehmen der Bereiche Arzneimittel, Life Science und Performance Materials.
Unser Partnerschaftsangebot richtet sich an deutsche Unternehmen, die sich vor allem im Hightechbereich ansiedeln. Wir vermitteln den Teams im HIPA-Programm die Möglichkeit sich eine Woche in Israel weiter zu bilden sowie Coachings für die Gründung oder Weiterführung eines Unternehmens kennen zu lernen.
Bieten Sie auch Studenten und jungen Wissenschaftlern besondere Programme an?
In den 60er und 70er Jahren gingen sehr viele junge Deutsche in einen landwirtschaftlichen Kibbuz, um dort ein Jahr lang zu arbeiten und die Menschen kennen zu lernen. Wir glauben, dass diese Rolle nun israelische Startups übernehmen – sie sind der neue Kibbutz. In Bayern hatten wir im vergangenen Jahr erstmals 20 Studenten dort Praktika vermitteln können. Das Projekt war sehr erfolgreich und wir möchten es auch auf Hessen und Rheinland Pfalz ausweiten. Dann plane ich als nächstes auch den „Hessen Israel Partnership Accelerator“ für deutsche und israelische Studierende und Absolventen voranzutreiben der auch allgemeine Informationen über Geschichte und Politik Israels neben Wirtschaft und Innovationen umfasst. Vor allem jedoch möchten wir ihnen bei ihrem Start-Up im Hightechbereich helfend zur Seite stehen. Wir arbeiten mit verschiedenen israelischen Universitäten zusammen, aber auch mit dem Fraunhofer Institut in Darmstadt, das sich vor allem mit Cyber Security befasst sowie der Frankfurter Goethe Universität, deren Unibator-Programm spannende Start-Ups für Gründungsinteressierten und Mentoren ermöglicht. In Frankfurt soll im November ein FinTech-Zentrum eröffnet werden, bei dem wir natürlich auch dabei sein werden.
Es gibt ja auch verschiedene Freundschaftsgesellschaften. Ich denke da an die Deutsch-Israelische Gesellschaft oder die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Tel Aviv. Arbeiten Sie auch mit diesen zusammen?
Besonders in der Rhein-Main-Gegend wie in Rheinland-Pfalz gibt es hervorragende Deutsch-Israelische Beziehungen. Frankfurt am Main zum Beispiel ist die Partnerstadt zu Tel Aviv und Ministerpräsident Volker Bouffier ist in der Jerusalem Foundation sehr aktiv. Wir arbeiten mit allen zusammen. Im nächsten Jahr wird in Mainz ein vom Land Rheinland-Pfalz finanzierter Lehrstuhl für „Israel Studies“ eingerichtet. So etwas gibt es bisher in Deutschland noch nicht. Wir begleiten das Projekt, indem wir Gastprofessoren einladen und die Studentenschaft fördern.
Die neue Repräsentanz des Generalkonsulats in Frankfurt sieht ihre Aufgabe also nicht nur in Wirtschaftsförderung, sondern auch auf dem gesellschaftlichen und kulturellen Gebiet?
Ja natürlich. Nehmen wir zum Beispiel die Flüchtlingsdebatte. Hier kann Europa viel von Israel lernen. Allzu gern wird die gewaltige und auch erfolgreiche Eingliederungsarbeit im jüdischen Staat übersehen, in dem Einwanderer aus der ganzen Welt eine neue Heimat fanden. Wir bieten verschiedene Bildungsprogramme und Schüler- wie Lehrerfortbildungsreisen an, sowie verschiedene Workshops und Seminare in denen das gegenwärtige Israels auch außerhalb von Startup, Cyber Security, Big Data und Hightech vorgestellt wird. Uns ist aber auch wichtig, diese Herausforderung zu begleiten und auf diesem Gebiet von deutschen Organisationen und Stellen zu lernen und mit Ihnen über das große Thema Integration zu diskutieren. Ohne Dialog gibt es keine Beziehungen.
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