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613 Ge- und Verbote stehen in der Tora. Die letzte Mizwa besagt, dass jeder Jude eine Torarolle schreiben soll, „schreibt auf und lehret es die Kinder Israels“.
Das Schreiben einer Torarolle ist sehr zeitaufwendig und verlangt eine große Schreibfertigkeit. In den letzten Jahrhunderten übernahm deshalb ein professioneller Tora-Schreiber, ein „Sofer Stam“, die Herstellung einer neuen Torarolle. Doch reicht der Kauf allein nicht aus, um die 613. Pflicht zu erfüllen. Man muss schon selber Hand anlegen. Gegenwärtig meist im Schreiben eines Buchstabens, damit die Rolle vollständig und somit koscher wird.
Im Sefer Hachinuch, der im Mittelalter verfasst wurde, werden die Gründe erläutert. „Daher befahl uns G‘tt, gepriesen sei Er, dass jeder Israelit eine Torarolle bei sich bereit halten soll, damit er stets in ihr lesen kann und nicht im Haus eines anderen danach suchen muss, um zu lernen“.
Es gibt wahre Wunderwerke an Kalligrafie. Im „Schulchan Aruch“ werden die Schriftarten genau detailliert. So dürfen die einzelnen Wörter nicht aneinander kleben und die Buchstaben sollen klar erkennbar sein. Eine neue Tora vom Sofer schreiben zu lassen ist ein teures Unterfangen. Heute ist es deshalb üblich, dass mehrere Gemeindemitglieder Geld für den Erwerb der neuen Tora spenden und jeder von ihnen zum Schluss einen der letzten zwölf Buchstaben mit einer Feder und spezieller Tinte hinzufügt.
Die Meinung darüber, ob damit jeder Einzelne die Mizwa erfüllt hat, geht auseinander. Einige Rabbiner sind der Auffassung, dass es nicht ausreicht, wenn sich die Torarolle im gemeinsamen Besitz Mehrerer befindet, andere halachische Autoritäten meinen, dass es ausreiche. Durchgesetzt hat sich die Ansicht, dass ein Jude, der während des G‘ttesdienstes zur Alija aufgerufen wird und aus der Tora vorliest, in diesem Augenblick zum Eigentümer der Schriftrolle wird. Nach der Lesung geht diese wieder in den Besitz der Gemeinde zurück.
Heute werden die Torarollen im Allgemeinen nicht zum Lernen benutzt. Dafür sind religiöse Bücher da, die gedruckt werden und demzufolge auch nicht so teuer sind. Deshalb sollte jeder jüdische Haushalt eine Auswahl heiliger Schriften besitzen. Dazu gehören nicht nur der Chumasch und Gebetsbücher für Schabbat und die Feiertage, sondern auch Ausgaben des Talmuds, der Mischna,und Interpretationen der jüdischen Gesetze von berühmten Rabbinern, wie die Kommentare von Raschi, Maimonides, Hirsch, Breuer und anderen. Es ist inzwischen ein schöner Brauch geworden, zur Bar oder zur Bat Mizwa religiöse Bücher zu schenken, die dann studiert werden können.
Gegenwärtig schreibt kaum ein Jude, der kein Sofer ist, seine eigene Torarolle. Im Sefer Hachinuch steht dazu, „dass die eigentliche Pflicht nach dem Gesetz der Tora zwar nur für die Torarolle gilt. Doch soll aus den erwähnten Gründen zweifellos jeder auch andere Werke, die zur Erklärung der Tora verfasst wurden, nach seinen Möglichkeiten erwerben“. Trotz Internet und anderen elektronischen Medien sollte unsere Ehrfurcht vor den heiligen Schriften weiter bewahrt bleiben, die gelesen und studiert werden, damit Juden auch in zukünftigen Generationen ein „Volk der Bücher“ bleiben.
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