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NEBA, eine jüdische Initiative gegen Antisemitismus.
Im Frühjahr dieses Jahres gründete das Bundesinnenministerium einen Expertenkreis „Antisemitismus“, dem damals kein einziger jüdischer Vertreter angehörte. Verschiedene jüdische Verbände und auch einige Nichtjuden kritisierten dies. Wenige Wochen später bildeten dann führende jüdische Wissenschaftler und Antisemitismusexperten die Initiative „Netzwerk zur Erforschung und Bekämpfung des Antisemitismus NEBA“, um einerseits die jüdische Perspektive darzustellen und andererseits auch der Relativierung des heutigen Antisemitismus die Stirn zu bieten. Zu ihnen gehörten Prof. Dr. Julius Schoeps, der Leiter des Moses-Mendelssohn Zentrums der Universität Potsdam, die Journalistin und Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung Anetta Kahane, der Publizist Prof. Dr. Micha Brumlik und die Direktorin des American Jewish Committee Berlin, Deidre Berger, die wir nach den Aufgaben und Zielen von NEBA fragten.
Inzwischen hat der Expertenkreis „Antisemitismus“, mit Rabbiner Nachama und ZWST-Mitarbeiterin Marina Chernivsky zwei Juden nachträglich einberufen. Hat sich damit die Aufgabe von „NEBA“, dem jüdischen „Netzwerk zur Erforschung und Bekämpfung des Antisemitismus“ erledigt, oder gibt es eine spezielle Ausrichtung, die sich von dem Arbeitskreis des Bundesinnenministeriums unterscheidet? Arbeiten beide Plattformen miteinander und stehen im gegenseitigen Austausch?
Wir sind froh, dass unsere Kritik an der Besetzung der Expertenkommission Früchte getragen hat. Wie konnte man ernsthaft glauben, ohne jüdische Perspektiven adäquat zum Thema Antisemitismus arbeiten zu können? Mit Prof. Nachama und Marina Chernivsky sind zwei ausgezeichnete Experten in die Kommission besetzt worden, mit denen wir schon jetzt intensiv zusammenarbeiten. Während die Expertenkommission aber eher langfristig an einem Bericht arbeitet, wollen wir auch kurzfristig Impulse setzen und kontinuierliche Präsenz zeigen.
Warum ist ein Netzwerk zur Erforschung des Antisemitismus überhaupt nötig? Hat der im vergangenen Sommer offen gezeigte Judenhass bei vielen pro-palästinensischen Demonstrationen und Rufe wie „Hamas-Hamas, Juden ins Gas“ eine ausschlaggebende Rolle für die Gründung gespielt?
Die Demonstrationen im vergangenem Jahr haben deutlich gemacht, wie schnell und massiv sich Antisemitismus ausbreiten kann: Von Hassparolen bis hin zu offener Gewalt. Leider wurde diese massive Welle von Hassdemonstrationen von Politik und Justiz nicht immer mit der gebotenen Ernsthaftigkeit behandelt. Ein Richter aus Wuppertal vermied es gar, einen Brandanschlag auf eine Synagoge als antisemitisch zu bezeichnen. Wir wollen mit NEBA daher Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit für das Thema schaffen und vor allem konkrete Handlungsmaßnahmen für Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft entwickeln.
Spielen neben dem alltäglichen Antisemitismus auch Randgebiete, wie zum Beispiel das Raubkunst-Thema eine Rolle?
Das ganze Thema Restitution und neue Formen der Holocaust-Relativierung werden sicherlich ein Thema unserer Arbeit werden, das vor allem auch durch den NEBA-Mitinitiator Prof. Dr. Julius Schoeps angetrieben wird. Bei der Raubkunst-Debatte spielen in der Tat auch antisemitische Ressentiments eine Rolle.
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