DR. DIETER GRAUMANN

PRÄSIDENT DES ZENTRALRATES DER JUDEN IN DEUTSCHLAND

Steht jetzt im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses: Zentralratschef Dr. Dieter Graumann.
Steht jetzt im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses: Zentralratschef Dr. Dieter Graumann.

 

Es war Ignatz Bubis s. A., der den jungen Dieter Graumann für die Politik begeisterte, zuerst im Gemeinderat der Frankfurter Jüdischen Gemeinde, später dann im Zentralrat der Juden in Deutschland. 1950 wurde Graumann in Ramat Gan, in Israel, geboren. Seine Eltern, beide Holocaust-Überlebende, hatten sich nach dem Krieg im DP-Lager Zeilsheim kennen gelernt. Als die Mutter schwanger wurde, zog das junge Paar nach Israel. Doch der Vater, der sechs Konzentrationslager überlebt hat, war körperlich sehr geschwächt und ertrug das Klima nicht. So kam die Familie 1952 mit dem kleinen, fast 2-jährigen Sohn wieder nach Frankfurt zurück, wo er aufwuchs und auch zur Schule ging. „Ab jetzt heißt du Dieter“, erklärten die Eltern dem kleinen David. Nur nicht auffallen, hieß ihre ängstliche Devise, vertuschen, dass sie Juden sind. Doch der Sohn sah das anders. Nach seiner Religionszugehörigkeit gefragt, erklärte er schon am ersten Schultag voller Stolz „jüdisch“.

 

Selbstbewusst und trotzdem zurückhaltend ist Dieter Graumann, Eigenschaften, die ihn schon früh zum diplomatischen Taktierer werden ließen. Als er 9 Jahre alt war, schickten ihn seine Eltern in ein orthodoxes jüdisches Internat in die Schweiz. Die eineinhalb Jahre, die er dort blieb, prägten ihn bis heute.

 

Wenn er sich auch selber nicht zur liberalen Richtung zugehörig fühlt, tritt er dennoch für ein pluralistisches Judentum ein, wohl wissend, dass die heutige jüdische Gemeinschaft in Deutschland vielseitig und vielschichtig ist. „Mehr Rabbiner und Religionslehrer“, erklärte er in einem Interview mit dem Mediendienst des Zentralrates, brauchen wir für „eine auf Dauer angelegte Jugend- und Bildungsarbeit“, denn sonst „ist Substanzverlust nicht zu vermeiden. Wir müssen jetzt die Köpfe und Herzen unserer jüdischen Menschen gewinnen. Und wir bauen eine neue jüdische Gemeinschaft hier auf.“

 

Dr. Dieter Graumann kennt die Probleme der jüdischen Jugend und die Gefahr, dass junge Menschen in die Assimilation abdriften. Als Schuldezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, dem auch der Kindergarten untersteht, setzte er sich mit Erfolg für ein jüdisches Gymnasium in Frankfurt ein. Und dieses auch noch im historischen „Philantrophin“, das die Stadt nach zähem Ringen der jüdischen Gemeinde zurück übereignete. Tradition und Moderne bestimmen Leben und Wirken des neuen Zentralratspräsidenten seit seiner Jugend. Nach dem Abitur ging er für ein Jahr nach London... weiter