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Humboldt-Forum, Humboldt Forum, Berliner Stadtschloss, Stadtschloss, Andreas Nachama
Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama.      Foto A. Beygang

Als im vergangenen Jahr das Deutsche Historische Museum die im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. entwendete Wappensäule vom Cape Cross an Namibia zurück gab, betonte die Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters „über viele Jahrzehnte war die Kolonialzeit ein blinder Fleck in unserer Erinnerungskultur. Viel zu lange war die in dieser Zeit geschehene Ungerechtigkeit vergessen und verdrängt“ und erklärte weiter, dass die Kultureinrichtungen des Bundes sich verpflichten, „Verantwortung für die deutsche Kolonialvergangenheit“ zu übernehmen. Demnächst schwebt über den Objekten, viele mit fragwürdiger Provenienz, wieder ein Kreuz, ohne dass die Stellung der Kirchen bei der Kolonialisierung fremder Völker kritisch hinterfragt wird. Ist der angestrebte Dialog über Kolonialismus und Restitution wirklich erwünscht? Unter diesen Umständen klingt es unglaubwürdig.

 

Das Kreuz steht nicht über einer christlichen Einrichtung, sondern trägt in diesem Fall eine politische Aussage. Zusammen mit dem Fries, der ein Muster für religiöse Intoleranz und preußisch-monarchischer Überheblichkeit ist, stehen beide für kaiserlich-preußische Großsucht und eine monarchische Gedankenwelt, die wir eigentlich bereits überwunden haben dürften.

 

Einen offiziellen Namen hat das Berliner Stadtschloss bereits. Nach dem großen Humanisten und Naturforscher benannt, heißt es künftig „Humboldt-Forum“. In Humboldts Schriften findet der Leser keine revisionistischen Gedanken, sondern vielmehr Forderungen nach Toleranz und Gleichberechtigung aller Menschen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hält nichts von den Protesten. Weder die katholische noch die evangelische Kirche seien gegen die Aufstellung des Kreuzes und die Anbringung des Frieses gewesen, erklärte sie. Der Vorsitzende des Vereins der Muslime in Deutschland habe sie sogar ermutigt, zu den christlichen Wurzeln zu stehen. Doch darum geht es nicht. Die Forderung nach religiöser Unterwerfung unter das Christentum, so wie sie jetzt sichtbar am Humboldt-Forum angebracht wurde, kann man nicht mit dem Einwand der genauen Rekonstruktion des historischen Baues akzeptieren. Entsteht doch hinter der Fassade eine hochmoderne Kultur­einrichtung.

 

Was wäre, wenn andere Bauten, wie zum Beispiel die Wittenberger Schlosskirche zerstört würden, vielleicht durch Feuer wie kürzlich Notre Dame in Paris? Würde man dann beim Wiederaufbau ebenfalls das Schandbild der Judensau, deren Abnehmen in mehreren Gerichtsprozessen gefordert wird, erneut detailgetreu rekonstruieren, nur weil sie mehrere Jahrhunderte alt ist? Eine Beleidigung bleibt eine Beleidigung, die Forderung nach Unterwerfung unter den christlichen Glauben durchzog bereits eine Jahrhunderte lange Blutspur. Auch jüdische Menschen wurden in der Geschichte zwangsmissioniert. In unserer Demokratie garantiert das Grundgesetz Religionsfreiheit. Und das Grundgesetz sollte auch über den neu rekonstruierten Fries am Berliner Humboldt-Forum stehen und nicht missachtet werden. Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, der auch Wissenschaftler und Historiker ist, fordert nach wie vor von den Bischöfen, Politikern, und der Gesellschaft eine Bürgerinitiative zu bilden, die sich dafür einsetzt, den die Kuppel umrundenden Widmungsspruch des Preußenkönigs zu beseitigen. aca

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