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PRESTIGEOBJEKT HUMBOLDT-FORUM

BALD ORT DES GESCHICHTSREVISIONISMUS?

Humboldt-Forum, Humboldt Forum, Berliner Stadtschloss, Stadtschloss, Andreas Nachama
Das Berliner Stadtschloss steht bereits kurz vor der Fertigstellung.    Foto A. Canem

Als vor einigen Jahren der Deutsche Bundestag den Wiederaufbau des ehemaligen Berliner Stadtschlosses entschied, war keine Rede davon, dass eine Inschrift angebracht werden sollte, die alle Menschen aufruft, zum christlichen Glauben überzutreten. Liegt es an Corona, dass kaum jemand Notiz davon genommen hat, was gerade in Berlin passiert ist? Unter der Kuppel des Turmes ist jetzt für jeden ein blauer Fries mit goldenen Lettern sichtbar, der einen Spruch des ehemaligen preußischen Könige Friedrich Wilhelm IV.(er lebte von 1795-1861) ziert: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind“.

 

Ist Berlin tatsächlich eine „bunte Palette?“, protestierte kurz vor der Anbringung Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, „eine Stadt der Toleranz, in der Christen, Juden, Muslime, Religionslose und Religionskritiker friedlich nebeneinander leben? Eine Stadt, in der ein „House of One“ entsteht, wo Juden, Christen und Muslime – jeder in seiner Tradition, aber doch unter einem Dach – auf Augenhöhe respektvoll miteinander umgehen? – Nein, Berlin ist eine Stadt, die offenbar weiter mit der Vorstellung lebt, dass allein das Kreuz und Christentum glückselig machen“. Die Worte von Rabbiner Andreas Nachama, der als Jüdischer Präsident im Vorstand der Christlich-jüdischen Gesellschaft sich konsequent für ein friedliches Miteinander ohne Diskriminierung einsetzt, fanden bisher wenig Gehör. Auch seine Forderung an die katholische sowie evangelische Kirche, die „durchaus Förderer von religiösem Miteinander und Respekt“ seien, erzeugte bislang keine Reaktion.

 

Hoch über der Kuppel wurde jetzt auch ein vergoldetes vier Meter hohes Kreuz errichtet. Wohlgemerkt: das neue Berliner Stadtschloss ist keine Kirche sondern eine Kultureinrichtung des Bundes, in der die „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ einziehen wird, eine der weltweit größten Kultureinrichtungen, die der Staatsministerin für Kultur und Medien untersteht. Im Mittelpunkt, so wird verkündet, sollen „die Beziehungen zwischen Deutschland und der Welt“ stehen.

 

Ist es ein Treppenwitz der Geschichte, dass gerade in Räumen unter dieser Kuppel Exponate gezeigt werden sollen, die aus Afrika, dem frühen Amerika, Ozeanien und Asien stammen? Nicht immer kamen sie auf legalem Weg nach Europa. Die Kolonialherren nahmen sie einfach mit, oft Proteste der Bevölkerung ignorierend. Heute würde man dazu sagen, sie haben gestohlen. Auf viele völkerkundliche Objekte erheben inzwischen die Nachfahren Restitutionsansprüche. Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, der als Historiker viele Jahre auch Direktor der Stiftung Neue Synagoge Berlin-Centrum Judaicum war, schüttelt seinen Kopf darüber, „dass über den auf fragwürdige Weise nach Berlin gekommenen Sammlungsstücken das Kreuz“ thront, „denn diese Forschungen waren im Zeichen der christlichen Überlegenheit über die „Naturvölker“ angelegt.“

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