FERNSEHSERIE UND DVD

„HATUFIM“ – VON DER HEIMKEHR ENTFÜHRTER ISRAELISCHER SOLDATEN

Aus Israel stammt die Fernsehserie „Hatufim – in der Hand meines Feindes". 17 Jahre waren drei Soldaten Gefangene der Hisbollah. Nun kommen sie im Rahmen eines Austausches zurück in ihre Heimat. Ein Thema, das nur auf dem ersten Blick ein rein israelisches zu sein scheint, werden dort doch fast alle jungen Männer und Frauen zum Militärdienst eingezogen und ist der Einsatz für die Befreiung in Gefangenschaft geratener Militärangehöriger eine nationale Angelegenheit.

Jahrelang kämpften die Frauen der entführten Soldaten um deren Freilassung.  Fotos © Universal
Jahrelang kämpften die Frauen der entführten Soldaten um deren Freilassung.  Fotos © Universal

So erstaunt es auch nicht, dass die Fernsehserie aus dem Jahr 2010 in Israel zu vielfältigen Debatten führte. In einer Szene schreit ein Mann den heimgekehrten Nimrod an und wirft ihm vor, dass unter den freigelassenen Hisbollahkämpfern auch jener sei, der seine Frau und seine Tochter in Jerusalem in die Luft gesprengt hatte. Auch Gilad Shalit wurde mehrfach mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert, erzählte dieser später. Wer kann garantieren, dass die freigelassenen Palästinenser nicht erneut Attentate verüben oder mit der Waffe in der Hand wieder gegen Israel kämpfen und dabei viele Menschen töten?

 

Viele Themen greift die mehrteilige Fernsehstaffel auf. Im Mittelpunkt jedoch stehen die Schwierigkeiten der heimgekehrten Soldaten, sich wieder an das normale Leben zu gewöhnen, ihre neue Eingliederung in die Gesellschaft, ihre Traumata und die Veränderungen ihrer Persönlichkeit während der langen Gefangenschaft. Aber auch ihre Angehörigen stehen vor großen Herausforderungen und müssen Seelenqualen überwinden. An die filmische Umsetzung eines solchen Themas wagte sich lange Zeit niemand heran. Es wurde tabuisiert, sowohl in Israel als auch auf internationaler Ebene. Die 14 Episoden von „Hatufim“ befassen sich vordergründig gesehen mit einem nationalen Thema, doch es ist darüber hinaus weit mehr. So wurde nach dem Vorbild „Hatufim“ die US-amerikanische Serie „Homeland“ gedreht, in der es um einen freigelassenen Sergeanten geht und die Frage, ob er in Gefangenschaft umgepolt wurde, zum Feind überlief und nun als „Schläfer“ nach Amerika zurück gekehrt ist. Spannungsgeladen und actionreich ist die amerikanische Fassung, zu dem Gideon Raff, der Drehbuchautor und Regisseur von „Hatufim“ das Skript schrieb und somit maßgeblich an der Adaption der US-Variante beteiligt war. „Homeland“ gewann 2013 drei Golden Globes.

 

„Hatufims“ Dramaturgie verläuft langsamer. Streckenweise, besonders in den ersten Episoden, fehlt der Spannungsaufbau, dieser Fehler lässt sich aber durch nochmalige Bearbeitung beheben. Bleibt der Zuschauer jedoch länger bei der TV-Serie, erlebt er eine filmische Steigerung und die einzelnen Episoden werden interessanter.

 

Inhaltlich sind sie es allemal. Da wird die Schwester des Soldaten vorgestellt. Yael Ben Chorin, gespielt von Adi Ezroni, hat jeden Tag auf die Rückkehr des großen Bruders gewartet. Als er tot im Sarg nach Hause gebracht wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Nurit Halevy Zach, gespielt von Mili Avital, hat zwar nie aufgehört Uri zu lieben, heiratete dann jedoch seinen Bruder, mit dem sie einen gemeinsamen Sohn hat. Von der Gesellschaft wird sie dafür als „Landesverräterin“ beschimpft. Doch wie lange soll eine Frau warten? Die Rückkehr Uris zersprengt die heile Welt der ganzen Familie. Eindrucksvoll ist das Spiel von Yael Abecassis. Sie verkörpert Talia Klein, die viele Jahre in aufopfernder treuer Liebe auf ihren Mann gewartet hat und um dessen Freilassung kämpfte. Als er dann tatsächlich nach 17 Jahren wieder vor ihr steht, ist er für sie wie ein Fremder. Nimrod, gespielt von Yoram Toledano, ist keine Führungspersönlichkeit mehr, sondern ein gebrochener, traumatisierter Mann, der, wie auch der von Ishai Golan verkörperte Uri, es hasst, im Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stehen.

 

Drehbuchautor und Regisseur gelang ein außergewöhnliches Psychogramm, das die „Helden“ und ihre Familie in all ihren zerbrechlichen Facetten zeigt.

 

Der Verleih Universal Pictures Deutschland hat eine DVD mit dieser Serie auf den deutschsprachigen Markt gebracht.

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