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Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, Wien, www.jmw.at, Judentum, Wien

EIN BILD IM WANDEL

JÜDISCHER WIDERSTAND UND RACHE

Juden*innen hätten sich während der Schoa willfährig ihren Peinigern hingegeben und sich abschlachten lassen. Dieses Bild erhält in der letzten Zeit immer mehr Risse.

Achim Doerfer, Dr. Achim Doerfer, Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen, Dina Porat, Die Rache ist Mein allein, Vergeltung für die Schoa, Vergeltung für den Holocaust, Abba Kovner

Manchmal ist die Zeit für einen klugen Gedanken nicht bereit, auch wenn in ihm viel Wahrheit steckt. Wird er im falschen Augenblick formuliert, führt er ins Leere, er wird nicht gehört und gerät in Vergessenheit. Zeitzeugen und Wissenschaftler, die ein von der gängigen Geschichtsschreibung abweichendes Bild vom Überleben der Juden*innen während der Schoa aufzeichnen wollten, ging es lange Zeit ähnlich. In Deutschland stieß die Vorstellung von widerstandsfähigen Juden*innen, die sich gegen ihre Ermordung durch die NS-Schergen wehrten, auf keine Resonanz. Das Bild, Juden hätten sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen, hat sich verfestigt und ist bis heute eine gängige Zuschreibung.

 

Jüdisches Überleben aus einer anderen Perspektive

Der Stand der Forschung kommt zu einem anderen Resultat. Juden haben sich gewehrt. Aber warum blieb das in Deutschland so lange verborgen? Das mag zum einen daran liegen, dass es keine einheitliche jüdische Kampforganisation gab, die einen einheitlichen Widerstand organisiert hatte. Jüdischer Widerstand war vielfältig und variantenreich. Er war nicht nur auf die bekannten Aufstände in den Ghettos beschränkt, beispielsweise in Warschau oder Wilna. Eine beachtliche Anzahl von Juden*innen beteiligte sich aktiv in vielen Partisanengruppen an militärischen Aktionen, vor allem in Frankreich und Italien. In der britischen Armee gab es jüdische Einheiten, in der US-ameri­kanischen oder auch in der Roten Armee kämpften jüdische Soldaten mit niederen und hohen Rangabzeichen, die mit der Waffe in der Hand der Wehrmacht und der SS Widerstand entgegen setzten. Ein Aspekt, den die Geschichtsschreibung bisher vernachlässigt hat.

 

Das ist umso verwunderlicher, als bereits in den 1980er Jahren Prof. Dr. Arno Lustiger sel. A. seine Forschungsergebnisse über den jüdischen Widerstandskampf gegen die Diktatur des Nationalsozialismus in zahlreichen Essays, Zeitungsartikeln und Büchern bekannt gemacht hatte und damit die These von Juden als willenlose Opfer der NS-Diktatur widerlegte. Lustiger, der selber Überlebender der Schoa war, widmete seine gesamte wissenschaftliche Tätigkeit der Thematik jüdischer Widerstand im Nationalsozialismus. „Es gab Tausende jüdische Partisanen im Osten“ und „Juden, die sich gegen die Vernichtung wehrten“, erinnerte er und widersprach dem US-Amerikaner Raul Hilberg, der den jüdischen Widerstand gegen das NS-Regime als „belanglos“ herunterspielen wollte. Nach Lustigers Tod im Jahr 2012 verstummte seine Forschung. Kein bedeutender Historiker führte die Arbeit auf dem Gebiet fort, um die immer noch weißen Flecken der Historiographie mit Fakten zu füllen. Erneut drohte das Wissen über den jüdischen Kampf in den von NS-Deutschland besetzten Gebieten in Vergessenheit zu geraten.

 

Von der Geschichtsschreibung kaum zur Kenntnis genommen

Nachdem es lange still geworden war, wenden sich neuerdings wieder Historiker auch diesem Teil der Geschichte zu. Wieder sind es vorwiegend jüdische Autoren. Einer, der dieses Thema aufgriff, ist der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Göttingen, Dr. Achim Doerfer, dessen Buch über jüdischen Widerstand und jüdische Rache „Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen“ kürzlich im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen ist. Auf Grundlage der Forschungen von Arno Lustiger sel. A., die er vorantrieb, stellt er neue Forschungsergebnisse über den kampferprobten jüdischen Widerstand in der NS-Zeit vor, darunter auch bisher wenig bekannte Aktionen, beispielsweise den jüdischen Widerstand in den Konzentrationslagern, sogar in Auschwitz. 

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KKL, Keren Kayemeth Leisrael, Jüdischer Nationalfonds, KKL Frankfurt, KKL Deutschland, Testament, Israel

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