Ralph Hofmanns Leben ist eng mit dem Judentum verbunden. Bereits sein Vater engagierte sich als Direktoriumsmitglied des Zentralrates der Juden in Deutschland am Wiederaufbau des jüdischen Lebens, wozu auch sein Engagement in der Frankfurter jüdischen Gemeinde gehört. Seine Mutter arbeitete Jahrzehntelang im Gemeinderat und ist eine der Gründerinnen der Frankfurter Freunde der Krebshilfe in Israel. Ralph Hofmann, der 1952 geborene Sohn, engagierte sich ebenfalls seit seiner Jugend für den Aufbau eines lebendigen jüdischen Lebens. Er war Askan bei Keren Hajessod, später eine Zeit lang Vizepräsident des Deutschen Zweiges. 1993 trat er während der Präsidentschaft seines Vaters s.A. in die B'nai B'rith Frankfurt Schönstädt Loge ein, dessen Präsident der heute ist. Vor kurzem wurde er in Brüssel zum Europapräsidenten der B'nai B'rith Loge gewählt.
Jüdisches Europa: Ralph Hofmann: |
Sie sind schon viele Jahre Mitglied im Vorstand von B‘nai B‘rith Europe. Jetzt bereits in der dritten Amtsperiode. |
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Jüdisches Europa:
Ralph Hofmann:
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In diesem Jahr wurden Sie zum neuen Präsidenten des B‘nai B‘rith Europe gewählt. Wo sehen sie die Schwerpunkte der künftigen Aktivitäten? Nach wie vor ist Zedaka der Schwerpunkt unserer Arbeit, Hilfe für sozialschwache und bedürftige jüdische Menschen, für Waisen und Kranke. |
Jüdisches Europa:
Ralph Hofmann: |
1843 wurde die B‘nai B‘rith Loge in New York von 12 jüdischen Einwanderern aus Deutschland gegründet. Gegenwärtig beträgt die Mitgliederzahl etwa eine halbe Million in ungefähr 50 Staaten der Welt. Wie hoch ist die Anzahl der Brüder und Schwestern in den Logen Europas? B‘nai B‘rith Europe ist in 29 europäischen Ländern vertreten. Die meisten Mitglieder haben unsere Logen in Frankreich und Großbritannien. Während in Westeuropa in fast allen Ländern B‘nai B‘rith Logen existieren, wurden erst im Laufe der letzten Jahre in Ländern des ehemaligen Ostblocks Logen wieder – oder ganz neu gegründet. So zum Beispiel in Zagreb, Belgrad, Bratislava oder in Budapest. In Košice in der Slowakei nahm gerade eine neue Loge ihre Arbeit auf und in Prag feierten wir kürzlich das 20-jährige Bestehen. Eine hervorragende Arbeit machen die Brüder und Schwestern auch in Bukarest. |
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Jüdisches Europa: Ralph Hofmann:
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Gibt es einen Unterschied zwischen der Arbeit in West- und Osteuropa? In den ehemals sozialistischen Ländern verschwiegen jüdische Menschen aus berechtigter Angst vor Repressalien meistens ihr Judentum und gaben ihr Wissen auch nicht an ihre Kinder und Kindeskinder weiter. Heute weiß eine große jüdische Mehrheit fast nichts mehr von unserer Religion und Tradition. Wir haben deshalb für unsere Mitglieder ein besonderes Programm „MAKOR“ erarbeitet. In Rumänien zum Beispiel hilft es unseren Brüdern und Schwestern jüdischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein eigenes jüdisches Bewusstsein zu entwickeln und vertiefen und ihnen die jüdische Geschichte gerade in der Stadt, in der sie leben, nahe zu bringen. |
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Jüdisches Europa:
Ralph Hofmann: |
MAKOR ist ein Programm, das auch andere Logen in Anspruch nehmen Wie sieht die Arbeit die B‘nai B‘rith z.B. in der Ukraine aus? Wir unterstützen jüdische Menschen wo wir nur können und leisten eine riesige Arbeit auf humanitärem Gebiet. |
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Jüdisches Europa: Ralph Hofmann: |
Dabei gilt der jüdischen Jugend Ihre besondere Aufmerksamkeit? Im November findet in Berlin das fünfte „Young Jewish Adult Forum“ statt, auf dem sich junge Juden von 25 bis 45 Jahren aus der ganzen Welt treffen, sich untereinander kennen lernen, miteinander diskutieren und sich ihrer Jüdischkeit bewusst werden. Eingeladen haben wir auch hochkarätige Redner. |
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Jüdisches Europa:
Ralph Hofmann:
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Zur Förderung der Jugend gehören auch Kabbalat Schabbatot in einzelnen Logen und verschiedene Vorträge zu aktuellen Themen mit dem Ziel junge Menschen als neue Mitglieder zu gewinnen. Wir arbeiten auch mit jüdischen Studentenorganisationen zusammen und haben eine eigene Jugendkommission aufgebaut. Ich freue mich über jedes junge Mitglied und halte es für sehr wichtig, die jüdische Jugend in unsere Arbeit mit einzubeziehen. Nur wenn es uns gelingt, junge Juden und Jüdinnen für unsere Ideale zu gewinnen, ist der Fortbestand der gegenwärtig in einigen Ländern ziemlich überalterten Logen zu garantieren. |
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Jüdisches Europa: Ralph Hofmann: |
Kennen Sie alle europäischen B‘nai B‘rith Logen? Nach und nach werde ich jede einzelne besuchen und mir persönlich ein Bild von der Arbeit und den Problemen machen. |
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Jüdisches Europa:
Ralph Hofmann: |
In der kurzen Zeit Ihrer jetzigen Präsidentschaft wurden Sie bereits vom Papst in Rom empfangen und sprachen in Brüssel im Europäischen Parlament. Die enge politische Zusammenarbeit mit Institutionen scheint ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit zu sein? Wir werden nicht nur die Beziehungen der einzelnen Logen untereinander enger miteinander verknüpfen, sondern stärker als bisher auch die Zentrale in Brüssel mit einbeziehen. Wir haben eine aus 15 Mitarbeitern bestehende Exekutive, das „Foreign Affairs Net- work F.A.N.“, deren Aufgabe es einerseits ist, unsere Logenbrüder und -schwestern über alles zu unterrichten und andererseits den Kontakt zu Politikern herzustellen. |
Jüdisches Europa: Ralph Hofmann:
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Da ist der Standort des Hauptbüros in Brüssel gut gewählt. Wir arbeiten mit einzelnen EU-Kommissaren, politischen Mitarbeitern und EU-Institutionen zusammen, aber auch mit Botschaftern und Ministerien in den jeweiligen Ländern. Enger wird auch unsere Verbindung mit der B‘nai B‘rith Weltzentrale in Washington sein. |
Jüdisches Europa: Ralph Hofmann: |
B‘nai B‘rith ist als NGO bei der UN-Vollversammlung vertreten. Auch bei der Menschenrechtskommission in Genf und im Europaparlament hat B‘nai B‘rith Europe einen Beobachterstatus. |
Jüdisches Europa: Ralph Hofmann: |
Wie gestaltet sich die politische Arbeit? Unsere wichtigste Aufgabe sehen wir hierbei in dem Kampf gegen den Antisemitismus. Hier hoffen wir über Bildungsmaßnahmen die Menschen aufklären zu können. Von unseren Logenmitgliedern erhalten wir Informationen über das, was in den einzelnen Ländern passiert. Dann versuchen wir Kontakte auf höchster Ebene herzustellen und mit Politikern zu sprechen um gemeinsam gegen jegliche Form des Antisemitismus erfolgreich anzugehen. |
Jüdisches Europa: Ralph Hofmann: |
Welche weiteren großen Themen gibt es noch? Viele Länder des ehemaligen Ostblocks leisten bis heute keine Wiedergutmachung, wie zum Beispiel die baltischen Staaten oder Kroatien. Wir trafen mit Botschaftern der jeweiligen Länder zusammen, in der Hoffnung, dass sie ihre Regierungen bewegen, über das an Juden von den jeweiligen Staaten in der NS- oder der Zeit der kommunistischen Regime verübte Unrecht nachzudenken und zu Wiedergutmachungen zu bewegen. |
Jüdisches Europa:
Ralph Hofmann: |
Solche Lobbyarbeit hilft letztendlich vor allem jüdischen Menschen, die ein hartes Schicksal hatten und jetzt an Altersarmut leiden. Auch diese politische Arbeit ist eine Form der Hilfe für Bedürftige, neben zahlreichen finanziellen und Sachspenden. |
Jüdisches Europa: Ralph Hofmann: |
Wie sehen die Aktivitäten des B‘nai B‘rith Europe in Bezug auf Israel aus? Mit großer Sorge beobachte ich die Entwicklung im Nahen Osten, einschließlich im Iran. Wo wir nur können, versuchen wir über die Gefahr aufzuklären. Auch tritt B‘nai B‘rith gegen die einseitige Ausrufung eines palästinensischen Staates auf. Unsere „Israel Commission“ arbeit auch hier eng mit der B‘nai B‘rith Zentrale in Washington zusammen und dem B‘nai B‘rith Weltzentrum in Jerusalem und tritt gegen jegliche Form der Delegitimierung Israels ein. |
Jüdisches Europa:
Ralph Hofmann: |
Neben internen Programmen zur Bildung und Förderung eines jüdischen Selbstbewusstseins und einer bewussten jüdischen Identität organisiert B‘nai B‘rith aber auch kulturelle Veranstaltungen für Juden wie Nichtjuden, die auch zum gegenseitigen Kennen lernen und damit zum Abbau von Vorurteilen beitragen. Wir planen unsere Kulturarbeit noch mehr als bisher auszubauen. In ganz Europa findet demnächst der schon zur Tradition gewordene „Tag der jüdischen Kultur“ statt, der vor mehreren Jahren von unserer Logenschwester Claude Bloch aus Straßburg eingeführt wurde und der seitdem in immer mehr Städten Europas am ersten September im Jahr veranstaltet wird. |