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01 Rekonstruiertes Notenblatt aus dem Album Musical Casamiento Israelita (Song 17).
Abbildung © Fundación IWO Buenos Aires/Fraunhofer IPK Berlin/MFB MusterFabrik Berlin GmbH
02 In Köln kamen ca. 500 Schiefertafeln zutage, die das alltägliche Leben der Juden im Mittelalter sichtbar machen.
Abbildung © MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln und Stadt Köln
Die Digitalisierung wurde mittels eines Spezialscanners für fragile und fragmentierte Dokumente der Firma MFB MusterFabrik Berlin GmbH durchgeführt. Mithilfe des ePuzzlers erfolgte anschließend die virtuelle Rekonstruktion. Unter den erfolgreich rekonstruierten Dokumenten sind Manuskripte der Holocaustüberlebenden Tania Fuks und Artikel von Boris Weinstock, Chefredakteur verschiedener jiddischer Zeitungen Argentiniens. Teile von Ausgaben diverser Zeitungen, wie Havaner Lebn oder Di Presse, und Notenblätter, wie das Musikalbum „Album Musical Casamiento Israelita“ befanden sich auch unter den Fragmenten.
Ausblick: Mittelalterliche Artefakte wieder zugänglich machen
Die bei Dokumenten bereits bewährten Fraunhofer-Technologien werden derzeit für die Rekonstruktion anderer Materialien weiterentwickelt. Die Methodik der Wiederlesbarmachung soll beispielsweise angewendet werden, um Inschriften verwitterter und beschädigter jüdischer Grabsteine zu entschlüsseln. Erste Versuche verliefen vielversprechend.
In Zusammenarbeit mit dem im Aufbau befindlichen MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) haben sich zudem besondere Aufgabenstellungen ergeben. Bei den Ausgrabungen in Köln kamen etwas mehr als 500 beschriftete Schiefertafeln zutage, die einen Blick in das alltägliche Leben der Juden im Mittelalter ermöglichen. Mit Technologien des Fraunhofer IPK und der MusterFabrik Berlin soll dieses einzigartige Archiv mit hebräischen und jiddischen Inschriften wieder lesbar gemacht werden.
Herzstück des Jüdischen Museums in Köln werden die authentischen Fundamente und Relikte der mittelalterlichen Synagoge sein. Die große Herausforderung hierbei ist, die Bimah, die in tausenden Architektur- und Skulpturfragmenten vorliegt, wieder zu rekonstruieren. Da dies manuell nicht möglich sein wird, soll hierfür die Digitalisierungs- und Rekonstruktionstechnologie von Fraunhofer IPK und MusterFabrik Berlin für den Einsatz in 3D weiterentwickelt werden. Ziel ist die Realisierung eines intelligenten, lernfähigen Werkzeuges für Archäologen und Restauratoren. Dies kann künftig die bauhistorische Forschung zur Synagogenarchitektur in besonderer Weise unterstützen und voranbringen.
Bertram Nickolay und Martha Schillmöller
Dr. Bertram Nickolay ist Leiter der Abteilung Maschinelles Sehen am Fraunhofer IPK Berlin. Martha Schillmöller, Abteilung Maschinelles Sehen (Fraunhofer IPK), unterstützt die Abteilungsleitung in kulturellen und politischen Themen.
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