Anzeige
Früh morgens, um halb fünf Uhr wacht ein Rabbiner auf. Ein herrlicher Tag, ideal zum Golfspielen. Nur ist leider Jom Kippur. Noch bevor der G‘ttesdienst beginnt, läuft er schnell und heimlich auf den Golfplatz. Dort ist er ganz allein. Er nimmt seinen Schläger und befördert mit einem einzigen Schlag den Ball direkt ins Loch. Verzweifelt rauft sich der Rabbiner die Haare. „Oh Herr“ ruft er, „warum bestrafst du mich so hart!“ Er hatte den perfekten Abschlag gemacht – und darf es niemanden erzählen.
Rund 200 Teilnehmer kamen nach Frankfurt zu einer Tagung der Bildungsabteilung des Zentralrates über den jüdischen Humor. „Das ist der Rekord“, freuten sich Leiterin Sabena Donath und ihr Chef Prof. Dr. Doron Kiesel. Viele Witze wurden erzählt, aber auch wissenschaftliche Vorträge über die einzelnen Kategorien gehalten. So gibt es Witze, die eng mit der chassidischen jüdischen Tradition verbunden sind, während andere allgemein gehalten oder von kulturellen Missverständnissen gespeist werden. Erzählungen vom lustigen und erfolgreichen Schlemihl waren oftmals ein Ventil gegen kränkende und frustrierende Erfahrungen. Der Vorrat an guten Witzen ist groß. Auch neue kamen hinzu. „Meine Frau will mich vergiften“, klagt ein Jude seinem Rabbiner. „Nimm das Gift“, rät dieser. Andere moderne jüdische Witze kreisen heute auch um Aufstieg, Assimilation und Entfremdung vom Judentum. „Wenn der deutsch-jüdische Humor wieder eine Zukunft hat, dann dank der Zuwanderung“, sagt Referent Michael Wuliger, der den Workshop „Die Komik des jüdischen Alltags“ leitete, in dem die Teilnehmer, von humorvollen Erlebnissen erzählen. Vielleicht kann man diese später in seinem neuen Buch wieder finden.
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige